Dieser Trilobit dürfte aufgrund seiner Seltenheit weitgehend unbekannt sein. Parasolenopleura cristata stammt aus dem Ölandicusmergel von der Ostseeinsel Öland in Schweden. Es handelt sich hier um einen Altfund aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, der erst vor kurzem von mir präpariert wurde. Die Fundstelle ist schon seit mehreren Jahren nicht mehr zugänglich, da sie in einem Naturschutzgebiet liegt. Fast alle Altfunde wurden damals präpariert und sind in der Regel mehr oder weniger stark beschädigt und mit Stichel- bzw. Nadeltreffern übersät. Es ist daher ein ausgesprochener Glücksfall, dass dieses Stück rund 4 Jahrzehnte lang unangetastet blieb und nun mit moderner Präparationstechnik adäquat freigelegt werden konnte.

Die weitaus meisten Trilobiten, die damals an dieser Fundstelle geborgen wurden, liegen als Exuvien ohne Freiwangen vor. Das Besondere an diesem Exemplar ist, dass es sich tatsächlich nicht um eine Exuvie handelt. Beide Freiwangen sowie Pygidium sind vorhanden und der Trilobit liegt in vollständig gestreckter Haltung vor. Es dürfte damit eines der ganz wenigen vollständig erhaltenen Exemplare weltweit sein. Die überaus gut erhaltene Calzitschale, die überwiegend unverdrückt und mit Axialstacheln überliefert ist, stellt eine Besonderheit für das Mittelkambrium dar. Die Präparation des vorliegenden Stücks erwies sich als schwierig, da der Trilobit relativ stark verrissen war. Einzelne Bereiche mussten daher transferiert und/oder gesichert werden. Kleinere Fehlstellen, die beim Finden des Trilobiten entstanden sind, wurden restauriert (siehe Fotos). Die stumpfen Spitzen der hinteren Axialstacheln sind authentisch und könnten pathologisch sein. Möglicherweise sind die Spitzen bei einer Häutung abgerissen oder wurden zu Lebzeiten abgenutzt.

Fossil: Parasolenopleura cristata LINNARSSON 1877

Fundort: Öland (Schweden)

Formation: Unteres Mittelkambrium, Acadoparadoxides oelandicus Zone, Ölandicusmergel

Länge des Trilobiten: ca. 2,4 cm

Arbeitsaufwand: 16 Stunden